Einleitung
Bei dir wurde ein Schaden am Meniskus festgestellt und wir haben dir eine Operation empfohlen?
Als erstes werden wir auf die Grundlagen eingehen, die für das Verständnis wichtig sind, dann werden wir die Vor- und Nachteile einer Meniskus-Operation darstellen und dich dann „mit in eine virtuelle OP nehmen“. Im Anschluss werden wir dir erklären, wie ein Nachbehandlungsschema aussieht. Wichtig ist hier, dass sich dieses je nach Begleitverletzungen und individueller Situation leicht unterscheiden kann.
Der Meniskus
Der Meniskus (frei übersetzt vom griechischen Wort für „Mond“) ist ein halbmondförmiges Gebilde, dass in unserem Knie vorkommt. Er befindet sich im Gelenkspalt zwischen Ober- und Unterschenkelknochen (siehe Bild). Es gibt einen Innen- und einen Aussenmeniskus. Diese sind im Bild durch einen roten Kreis markiert. Im zweiten Bild siehst du den Meniskus von oben nachdem der Oberschenkel nach hinten weggeklappt wurde. Hier siehst du schön die halbmondartige bzw. sichelförmig Form.
Der Meniskus besteht aus Faserknorpel. Dies kennst du vielleicht vom Hühnchen. Er dient zum einen dazu, die Inkongruenz (Deckungsungleichheit, welche du vielleicht noch aus dem Mathematikunterricht kennst) der Gelenkflächen der in Verbindung stehenden Knochen (im Falle des Knies des Ober- und Unterschenkelknochens) anzugleichen. Zum anderen dient er als „Stossdämpfer“ und verbessert die Kraftübertragen und schützt somit den Gelenksknorpel.
Typische Schäden am Meniskus
Der häufigste Schaden am Meniskus ist „der Riss“. Dieser kann durch ein Trauma/ Unfall entstehen oder aber auch im fortgeschrittenen Alter als „Abnutzungserscheinung“ auftreten. Wichtig zu verstehen ist, dass es „ den Meniskusriss“ nicht gibt, sondern, dass es unterschiedliche Formen von Rissen geben kann. Neben der Rissform ist auch die Lokalisation (also der Ort) des Risses entscheidend. Dies vor allem, da der Meniskus Zonen mit unterschiedlicher Durchblutung und damit mit unterschiedlicher Heilungschance hat. Wir unterteilen hier in die „Rot-rote“, „Rot-weisse“, „weiss-weisse“ Zone. Das Bild zeigt eine Schematische Darstellung dieser Verteilung.
Therapiemöglichkeiten
Einen gerissenen Meniskus kann man entweder nähen (Meniskusnaht), refixieren (Meniskusrefixation), entfernen (Meniskektomie) oder Ersetzen (Meniskustransplantation).
Bei der Naht wird der Riss genäht. Hierzu stehen unterschiedliche Verfahren (Allinside, Inside-out, Outside-in) zur Verfügung. Dies sind aber Spezifikationen und nicht matchentscheidend.
Bei der Refixation ist der Meniskus typischer weise von seiner Position annähernd als Ganzes abgerissen und wird erneut an seiner ursprünglichen Position fixiert. Beispiel hierfür ist der Abriss der Hinterwurzel (hintere Anteil) des Innenmeniskus, welcher mit einer speziellen Naht, die durch den Knochen geht fixiert wird.
Bei einer Teilmeniskektomie wird ein Teil des Meniskus entfernt. Dies ist v.a. dann notwendig, wenn der Riss in einem Bereich sehr schlechter Durchblutung („weiss-weiss“) liegt.
Bei der Meniskustransplantation wird der Meniskus zunächst entfernt und kann durch unterschiedliche Materialien ersetzt werden.
Empfehlungen (Vor- und Nachteile)
Aufgrund der Unterschiedlichen Rissform und Tiefe, sowie deines persönlichen Anspruchsprofiles machen wir eine Empfehlung.
Bist du ein junger sportlich sehr aktiver Mensch und lässt die Rissform eine Naht zu, so versuchen wir diese wann immer möglich durchzuführen. Auch in Grenzsituationen versuchen wir wann immer möglich noch einen Nahtversuch. Warum machen wir das?
Wenn wir den Meniskus entfernen (Totale- oder Teilmeniskektomie, kurz TME), entfernen wir wie du weiter oben schon gelesen hast den „Stossdämpfer“. Dadurch wird die Belastung für den Knorpel am Ober- und Unterschenkel höher. Damit nimmt das Arthroserisiko (Gelenkverschleiss) zu. Dies wollen wir nach Möglichkeit vermeiden, da eine Arthrose oft schmerzhaft ist und in weiterer Folge oft einen Gelenksersatz notwendig macht.
Die Transplantation ist in der Theorie eine sehr logisch klingende und gute Variante. Allerdings hat sie auch einige Nachteile. Denn „unser Körper ist kein Auto, wo man Ersatzteile einfach wechseln kann.“ Er reagiert auf fremde Materialien unterschiedlich und die Ersatzstoffe können das normale Meniskusgewebe nicht ohne weiteres ersetzten. Sodass wird diese Möglichkeit nur unter ganz bestimmten Bedingungen in Erwägung ziehen.
Wenn dein körperlicher Anspruch eher moderat ist (kein Profisportler, kein Meniskusbelastender Beruf) kann man einige Risse auch erstmal beobachten und dir mit schmerztherapeutischen Mitteln ggf. eine gute Linderung bringen.
Wichtig zu verstehen ist, dass nicht jeder Meniskusriss (den man vielleicht auch nur zufällig im MRI sieht) Schmerzen macht und das nicht jeder Meniskusschaden eine Meniskus OP erfordert.
Operation
Wenn eine Meniskus-Operation nötig ist, werden wir dich in der Sprechstunde über alle vorhersehbaren Umstände aufklären und diese mit dir besprechen.
Eine Meniskus OP kann prinzipiell in einer Rückenmarksnarkose oder in Vollnarkose durchgeführt werden. Beides hat unterschiedliche Vor- und Nachteile. Diese wird dein Narkosearzt vor der Operation mit dir besprechen. Bei einer Rückenmarksnarkose bist du wach und wirst vielleicht einige der Folgenden Bilder wiedererkennen.
In der Regel werden die Eingriffe im Rahmen einer Arthroskopie (Gelenksspiegelung) durchgeführt. Hierbei wird eine feine Kamera über einen kleinen Schnitt in das Gelenk eingebracht und die weiteren Instrumente über einen weiteren kleinen Schnitt.
Nach der Vorbereitung kommst du in den OP-Saal. Dein Bein wird zunächst „gelagert“ das heisst, es wird ggf. rasiert, es wird eine Blutdruckmanschette um deinen Oberschenkel angelegt. Diese kann aufgeblasen werden um den Blutfluss in dein Bein zu verringern. Das erleichtert uns die Sicht. Ausserdem kann eine spezielle Vorrichtung an dein Bein montiert werden oder das Bein auf eine Art „Leiter“ gestellt werden um während der Meniskus OP das Bein so bewegen zu können, dass man die jeweiligen interessanten Strukturen sehen kann.
Bei der Operationsvorbereitung kann es sein, dass du siehst, wie wir dein Bein bewegen. Dies wird von vielen Patienten als ein komisches Gefühl beschrieben.
Als nächstes wird das Bein mit einer speziellen Desinfektionslösung gewaschen.
Dann wird das Operationsfeld (also dein Knie) mit grossen Tüchern abgedeckt und du siehst für einen Moment nichts von dem was weiter bei deiner Meniskus-Operation passiert.
Es werden die unterschiedlichen Instrumente Vorbereitet. Es erfolgt ein Team-Time-Out. Hier wird kurz deine Identität, die geplante OP und ggf. Besonderheiten besprochen.
Jetzt startet die OP. Der Operateur macht den ersten Schnitt etwas unterhalb der Kniescheibe und neben der Sehne. Hier wird die Kamera eingebracht und du kannst die Meniskus OP ab jetzt live am Monitor mitverfolgen.
Als erstes wird ein sogenannter diagnostischer Rundgang durchgeführt. Hier gehen wir alle Strukturen des Gelenks ab. Dies um zu schauen, ob die im MRI gesehenen Verletzungen auch wirklich so vorliegen oder ob z.B. noch ein Begleitschaden sichtbar ist. Bei diesem Patienten haben wir z.B. einen Knorpelschaden mit freiem Knorpelstück gesehen.
Über einen zweiten schnitt wird ein Tastharken eingebracht. Den siehst du auf dem ersten Bild.
Dieser wirkt immer sehr gross, ist aber in Wirklichkeit nur einige Millimeter gross. Die Vergrösserung kommt durch die Kamera zustande. Unterhalb des Harkens siehst du den Meniskus. Dieser wird nun mit der Kamera so eingestellt, dass man ihn vollständig mit dem Harken auf Einrisse untersuchen kann. Auf diesem Bild siehst der Meniskusteil sehr schön aus. Zum Vergleich siehst du daneben ein Bild, wo der Meniskus und auch der Knorpel (oben und unten im Bild) verändert aussehen.
Auf den danach folgenden Bildern siehst du einen Riss.
Sollte der Riss eine Naht zulassen, wird dieser mit einem Spezialharken (siehe rechts Bild 1), „abgefrischt“ und im nächsten Schritt mit einem Fadenanker (Bild 2) fixiert. Das Endresultat siehst du im dritten Bild.
Sollten keine weiteren Eingriffe nötig sein, ist die Operation nun zu Ende. Es wird ein kleiner Schlauch (Drainage) durch einen der Schnitte in das Gelenk gelegt. Die Wunde zugenäht und ein Pfasterverband angelegt. Im Anschluss wird dein Bein eingewickelt und du bekommst noch eine Schiene.
Nachbehandlung
Nach der Meniskus-Operation werden deine Belastung und die Bewegungsumfänge eingegrenzt um die Naht zu entlasten und dem Meniskus die Chance zu geben zu heilen. Bei einer Naht, wie oben gezeigt, wäre ein Schema wie folgt anzuwenden:
In den ersten 6 Wochen gilt:
- Schienenruhigstellung mit max. 90° Beugung
- Kein isoliertes Quadricepstraining in offener Kette
- Teilbelastung 15kg an Stöcken
- Für diese Zeit brauchst du in der Regel auch eine Blutverdünnung
Dann darf langsam mit der Belastungssteigerung begonnen werden. Joggen oder Sprungtraining sind für 14 Wochen nicht erlaubt. Einige weitere Sportliche Aktivitäten und deren Einschränkungen findest du hier:
Fahrrad fahren auf der Strasse: | nach 6 Wochen |
Joggen: | nach 4 Monaten |
Schwimmen: | Crawl nach 3 Monaten, Brust nach 4 Monaten |
Biken: | nach 3 Monaten (Downhill nach 6 Monaten) |
Inline skaten: | nach 5 Monaten |
Spielsportarten, Kampfsport: | nach 6 – 9 Monaten |
Ski/Snowboard: | nach 6 – 9 Monaten |
Dein Prozess wird kontinuierlich durch die Physiotherapie begleitet. Deine Hautnähte werden in der Regel nach etwas 14 Tagen durch deinen Hausarzt entfernt. Wir sehen dich nach 6 und 12 Wochen zur Kontrolle in der Sprechstunde. Bei Problem natürlich jederzeit.
Wir hoffen, du hast jetzt einen kleinen Einblick in die Meniskus-Operation und die Abläufe bekommen und fühlst dich gut informiert.
Dein ALTIUS-Team