Einleitung
Während im Amerikanischen Raum das Krankheitsbild der Werferschulter grosse Beachtung in der Behandlung von Baseball-Spielern findet, sind es in unserer Sprechstunde vor allem aktive Handballer, Volleyballer oder Tennisspieler und ihre weiblichen Pendants, welche sich klassischerweise mit Schulterschmerzen vorstellen.
Ursache
Bei der Suche nach der für den Schmerz zuständigen Struktur in oder um die Schulter muss dabei die Entstehungsgeschichte sowie der Verlauf beachtet werden. Während beim Volleyball und Tennis die hohe Belastung von repetitiven Schlagbewegungen mit maximaler Kraft zu einer Überlastung und folglich Schädigung von verschiedenen Schulterstrukturen führen kann, kommt beim es im Handball neben diesen repetitiven Überbeanspruchungen der Schulter auch häufig zu Schulterverletzungen als Folge des direkten Körperkontakts durch den Gegenspieler.
Veränderte Anatomie
Durch repetitive Wurfbewegungen passen sich im Laufe der Zeit auch Strukturen in der Schulter den Belastungen an: Muskulatur, Sehnen, Gelenkskapsel und Bänder. Insbesondere benötigen Werferschultern eine erhöhte Beweglichkeit in der Aussenrotation und folglich eine grösstmögliche Kraftentwicklung in der Innenrotation. Grosse Distraktionskräfte in der Endphase der Wurfbewegung führen dabei zu Kontrakturen im Bereich der hinteren unteren Schultergelenkskapsel. Dies wiederum kann eine veränderte Position des Oberarmkopfes nach hinten-oben mit sich ziehen und so zu einer veränderten Belastung mit potenzieller Schädigung von Strukturen dort führen.
Folgen
Die Kontrakturen an der Schultergelenkskapsel führen oft zum sogenannten GIRD-Syndrom (Glenohumerales Innenrotations Defizit). Dabei kommt es zur Abnahme der Innenrotation im Schultergelenk. Besonders bedenklich ist dies, wenn das Innenrotationsdefizit nicht durch eine Zunahme der Aussenrotation ausgeglichen werden kann und zu einer verminderten Schulterbeweglichkeit im Seitenvergleich führt.
Die veränderte Positionierung des Oberarmkopfes kann die Gelenklippe (Labrum) dauerhaft schädigen und schwächen – es kommt zur Instabilität des Schultergelenkes, welche zu wiederkehrendes Luxationen (Auskugeln der Schulter) führen kann.
Neben diesen Verletzungen sind noch weitere Krankheitsbilder typisch für Werferschultern. Entzündungen des Schleimbeutels (Bursitis) unter dem Schulterdach werden häufig beobachtet.
Oft kommt es zur Schädigung der Sehnen der Rotatorenmanschette, dort vor allem der gelenkseitigen Anteile der Supraspinatus- und Infraspinatussehne. Typisch ist eine PASTA-Läsion (partial articular supraspinatus tendon avulsion)– eine partielle, gelenkseitige Avulsionsverletzung der Supraspinatussehne.
Die lange Bizepssehne, welche durch das Gelenk läuft, kann am Ansatz am Labrum (= Bizepssehnenanker) beschädigt sein (sogenannte SLAP – Läsion – superiores Labrum von anterior nach posterior). Eine Schädigung der Aufhängung der Sehne etwas weiter unten im Bereich des Oberarmkopfes wird Pulley-Läsion genannt.
Behandlung
Bei vielen der oben genannten Krankheitsbilder steht zuerst der konservative Therapie im Vordergrund: Physiotherapeutische Behandlung mit insbesondere Stretching der hinteren Kapsel sowie einer Rezentrierung des Oberarmkopfes ist dabei entscheidend – typisch ist dabei der sogenannte «Sleepers-Stretch», aber auch andere Übungen zur Kräftigung der Schultermuskulatur und zum Erhalt der Beweglichkeit sind notwendig.
Sollte die konservative Therapie keine Beschwerdebesserung erzielen, muss über eine infiltrative oder operative Behandlung nachgedacht werden.
Grundsätzlich gilt: Je früher die Behandlung beginnt wird, desto besser. Optimal wäre, wenn eine Werferschulter schon vorbeugend behandelt wird und entsprechende Elemente bereits ins Training integriert werden. So können Folgeschäden vermieden werden. Hierzu beraten wir Sie gerne!